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Welcome back! Ich bin wieder online und berichte euch von den letzten Tagen und was alles so passiert ist.

Nun zunächst mal war ich ja in Bafoussam und habe dort unter anderem einen Wasserfall erkundet und die Chefferie Bandjoun angesehen.

Wasserfall in der Nähe von Bafoussam 

Umgebung 

Papayabaum in Bafoussam


Da wir ja nicht ganz freiwillig in Bafoussam gelandet waren, war die Freude groß, als Fred (mein Chef) uns mit Godlove abholte und wir gen Abend das wunderschöne Bamenda erreichten. Ich hätte fast weinen können vor Freude, als wir den Eingang zur GTTC-Street nahmen und dann bald vor unserem Haus standen. Hier fielen wir dann erst einmal Enoch und Donald in die Arme (Die beiden wohnen mit Godlove in der Wohnung unter uns). Zur Feier des Tages gingen wir dann noch an der Straße essen, für mich gab es dann ein Spaghettiomlette mit fried Potatoes (seeeeeehr fettig, aber verdammt lecker).  Mit Blick auf die gut befahrenen Straßen und die Menschen, die sich um kleine Straßenstände drängen oder vor Bars stehen, aß ich glücklich mein Abendessen, froh wieder zu Hause zu sein. Uns allen wurde bewusst, wie sehr sich Bamenda und gerade unsere Foncha Junction in ein Zuhause verwandelt hatten und die Menschen drum herum zu unserer neuen Familie. Hier fühlten sich alles vertraut an und wir uns heimelig.

Unsere Junction

 Eingang zur GTTC-Street

Blick auf die Straße von der GTTC-Street


Am nächsten Tag wurde ich dann direkt von meiner ersten Erkältung heimgesucht und durfte die nächste Woche das Bett hüten. Ashia for me! Alle Freunde und Bekannten machten sich Sorgen um mich, kamen vorbei oder schrieben mir täglich SMS, um über meinen Gesundheitszustand Bescheid zu wissen. Und immer mit einem Ashia auf den Lippen.
Das Wort Ashia lässt sich nicht leicht erklären, es ist wie mit allem in Kamerun, man muss es erleben. Dennoch werde ich es versuchen. Ashia ist ein Wort mit dem man viel Ausdrücken kann, besonders Mitgefühl für jemanden. So kann es dir passieren, dass du gerade die Räume auf der Arbeit fegst oder eine Erkältung hast oder du nur an der Straße entlangläufst und jemand sagt zu dir Ashia. Also in etwa: Ich kann mir vorstellen, wie es dir geht und fühle mit dir. Auch bei ernsten Themen, wie dem Verlust eines Menschen ist Ashia der richtige Begriff, sozusagen Mein Beileid. Es gibt aber auch angenehmen Situationen in denen du ein Ashia bekommst, z.B. beim Essen in deiner Pause.
Ashia: ein Universalwort für alles, dieses sollte man sich merken, wenn man vorhat Kamerun zu besuchen.
Zurück zu meiner Erkältung. Nachdem viel Ingwertee nicht geholfen hatten, fühlte sich Donald, unser Nachbar, verpflichtet mir das ultimative Heilgebräu zu geben. Und dafür schnitt er mir Knoblauch und Ingwer, zermalmte das mit einem Grindingstone und füllte es in eine Tasse mit ein bisschen heißem Wasser. Man kann mir glauben, dass es wohl nichts Widerlicheres gibt, als diese Brühe herunterzuspülen.  Er füllte mir noch etwas in eine Schüssel, für morgens, mittags und abends. Und ich tat brav, was Dr. Donald mir gesagt hatte und trank. Und siehe da, schon einen Tag später ging es mir deutlich besser, auch wenn ich am liebsten jedes Mal alles wieder ausgespuckt hätte. Und schon den kommenden Dienstag konnte ich wieder auf Arbeit gehen. Freudestrahlend von Kindern und Kollegen begrüßt und mit Tatendrang ging es in die Woche.

Ein paar meiner Kids

Ein bisschen Bilder anschauen

Chaos im Bälchenbad


Und dann kamen die Rastas. Ich hatte mir mit meinen Mitfreiwilligen überlegt auch diese kamerunische Sache einmal auszuprobieren. Mein Haar war nun einigermaßen lang genug dafür und wir gingen zu einer Nachbarin, die Hairstylistin ist. Bei ihr saß ich dann von 4 Uhr Nachmittags bis 11 Uhr in der Nacht und ließ mir unter erheblichem Ziehen und auf einem viel zu harten Stuhl, Strähne für Strähne, Mesh reinflechten.
Zu Erklärung, Mesh nennt man die künstlichen Haare, die sich die Frauen hier für alle möglichen Haarstyles aufsetzen lassen. Bei einer kamerunischen Frau kann man sich eigentlich immer sicher sein, dass sie genau das auf ihrem Kopf trägt, wenn sie keine gräuseligen, schwarzen Haare hat. Die Frauen ändern hier ihren Haarstyle sehr oft und manchmal steht man da und wird von einer Fremden angesprochen, nur um im nächsten Moment zu erkennen, dass es sich um die eigene Mentorin handelt.
Aber zurück zu meinen Haaren. Sonderlich schmerzvoll fand ich es jetzt nicht. Angenehm ist aber auch anders. Am Ende nahm sie meine neuen Haare zusammen und machte mir einen hohen Zopf. Und genau das war dann tatsächlich sehr schmerzhaft. Mein Kopfhaut war so gereizt durch das Ziehen meiner Haare, dass ich es kaum ertragen konnte und froh war, als der Zopf fertig war und die Spitzen in heißes Wasser getunkt wurden. Dies wird gemacht, dass diese kleinen Rastazöpfchen nicht wieder aufgehen. Und endlich konnte ich ins Bett. An Schlaf war aber in dieser Nacht nicht wirklich zu denken und ich versuchte meinen Kopf nicht aufzulegen, sondern in meinen eigenen Arm zu betten. Damit war die Schänderei aber noch nicht vorbei. Die nächsten Tage fing meine Kopfhaut wie verrückt an zu jucken und endlich verstand ich die vielen Kamerunerinnen, die man auf der Straße stehen sieht und sich selbst auf den Kopf hauen. Eine gute Methode um dem Juckreiz für einige Zeit zu entgehen. Aber ein Glück, mit Vaseline die Kopfhaut einreiben und schon ist es nicht mehr ganz so schlimm und man hat nicht mehr das Gefühl, sich die Kopfhaut abkratzen zu müssen. Meine Arbeitskollegin war dann auch noch so freundlich mir in jeder Pause einen neuen Style zu verpassen, sodass ich jeden Tag ein bisschen anders aussah. Leider muss ich sagen, dass ich die Rastas nun wieder entfernen musste, da meine Haare doch zu kurz waren um sie zu halten und ich dadurch an einem Meshhaarausfall leidete. Es lösten sich immer mehr Strähnen. Ich weiß noch nicht genau, ob ich einen weiteren Versuch starten werde, da es doch eine ganz schöne Plagerei ist, aber man soll niemals nie sagen.

Ein Style von meiner Kollegin

Mein bester Freund (Nachbar) und ich

Die Kinder in der Schule helfen beim Entfernen der Rasta

Das übrige Mesh

Die Kinder und ich nach dem Entfernen

Am Wochenende gingen Maria und ich dann mit einem Freund aus. Wir wollten uns den neuen Teil einer Bar (Dreamland) anschauen, der erst den Tag darauf eingeweiht wurde. Und ich muss sagen ich war etwas angewidert. Ich stand mitten in einer europäischen Disco, zumindest fühlte es sich so an. Um mich herum Menschen, denen das Geld schon auf der Stirn zu kleben schien. Und das Bier einfach mal 1/3 teurer war, als im alten Teil der Bar. Und das war ja der absolute Oberknaller. Eine Tür weiter existiert noch das alte Dreamland, mit den alten Preisen, den abgeschranzten Tischen und der guten Musik. Also hatte der gute Besitzer des Dreamlands sich eine zwei Klassengesellschaft direkt in einem Gebäude aufgebaut. Da verließen wir diesen Schuppen doch lieber um uns in die gemütlichen kleinen Bars drum herum zu setzen.

In der darauffolgenden Woche hatten wir dann ein kleines Meeting in der ISTP, in der wir die ersten Wochen reflektierten. Es stellte sich dabei heraus, dass wir alle noch einige Zeit abwarten müssen, bevor wir nächste Schritte im Projekt machen können, da die Schulen gerade erst begonnen hatten wieder zu laufen. Aber fest steht schon, dass ich bald an Fortbildungen der Lehrer teilnehmen und mitwirken darf. Darauf freue ich mich schon sehr.

Am Wochenende waren wir bei einem guten Freund eingeladen das Village zu besuchen. Das Village ist hier der Ort aus dem die Familie stammt. Es ist immer ganz besonders wichtig aus welchem Village ein Mensch stammt. Das müssen die Kameruner immer erfahren, damit sie wissen, mit wem sie sprechen und wie sie ihn einschätzen sollen. Jedes Village hat seine Eigenarten. Zum Beispiel habe ich über Kom erfahren, das Village in das wir fuhren, dass hier der Brautpreis einer Frau daran gemessen wird, wie hübsch und hell sie ist. Also als Weiße ist man dort sozusagen unbezahlbar. Aber auch werden hier Leuten die jeweiligen Eigenschaften ihres Villages zugesprochen. Wie ich schon über Männer aus Kumbo berichtete, denen eine kriegerische Verhaltensweise nachgesagt wird.
 Also fuhren wir nach Kom. Mit einem überladenen Auto, so wie jede Reise, fuhren wir dann gemeinsam los. Dort angekommen wurden wir freundlich begrüßt. Gut bekocht von unseren Freunden und deren Godmother (Patentante) besichtigten wir einen kleinen Teil des Villages. Leider hielt uns der Regen schon nach kürzester Zeit auf und wir machten uns auf den Weg zurück ins Haus um dort den Abend Karten spielend zu verbringen. Eine Sache zu Kom möchte ich aber noch sagen. Kom hat eine wahnsinnig gute Hauptstraße, deren Rand sogar Straßenlaternen säumen. Warum das so ist, will ich noch herausfinden. Am nächsten Tag machten wir uns nach einem weiteren üppigen Mahl auf den Heimweg.

Straße in Kom




Und dieses Wochenende geht es schon auf nach Douala zu unserem ersten Seminar, in dem wir die ersten Wochen reflektieren. Und danach ein Kurzurlaub nach Limbe an den Strand, damit sich die lange Journey nach Douala auch lohnt.

See you later, alligator!

Kommentare

  1. Ach, danke auch für diesen langen Bericht und Wörter wie Ashia und "Aktivitäten" wie Resten werden nun mit in den deutschen Alltag übernommen. Nur bei den Meshs passe ich :-)
    LG. Susanne

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    1. Hallo Susanne,
      Ich muss mich erst mal bedanken, dass du meinen Blog so verfolgst und mir immer wunderschöne Kommentare hinterlässt. Das Resten kann ich nur empfehlen und auch Ashia (gesprochen: Aschia) wird einem immer ein schmunzeln ins Gesicht zaubern. Liebe Grüße aus dem Vielfältigen und wunderschönen Kamerun

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