Über den Wolken - Unter den Palmen

So, ich melde mich endlich aus Kamerun. 
Nun sind die ersten Wochen schon vorüber und ich habe viel erlebt. Direkt zu Beginn meiner Reise eine Premiere. Ich saß das erste Mal in einem Flugzeug. Von Stuttgart aus ging es los nach Paris. Es war eine kleine Maschine und ich fühlte mich sehr wohl. Zu Beginn ist es ein wenig wie Achterbahn fahren, wenn das Flugzeug beschleunigt, abhebt und immer höher steigt. Und dann kam der atemberaubende Ausblick! Ich war über den Wolken, wo die Freiheit grenzenlos scheint. Und auch wenn das ein bisschen kitschig klingt, habe ich mich doch genauso gefühlt.





Leider war der Flug genauso schnell vorbei, wie er begonnen hatte und in Paris gab es für mich und meine 7 kamerunischen Mitbrötchen nur wenig Zeit zum Umsteigen. Nun saßen wir alle in einem großen Flieger, in dem es viel Platz und sogar einen Fernseher gab. Alles ganz entspannt.
Mit etwa 1 ½ Stunden Verspätung erreichten wir Douala. Dort mussten wir komplett aus dem Gebäude und vom Gelände herunter, um in Empfang genommen zu werden. Denn in Kamerun ist es wohl so, dass Menschen ohne Ticket nicht das Flughafengelände betreten dürfen.  Das erste was mir entgegenschlug, war die Wärme, gepaart mit Feuchtigkeit, die sich direkt auf die Haut legt. Auch der Geruch war etwas ganz Neues und ist schwer in Worte zu fassen. Die Leute, die schon in Kamerun (Auch in anderen afrikanischen Ländern?) waren, wissen wovon ich spreche.
Doch wir wurden herzlich empfangen. Ich hörte schon von weitem Valerie (einen ehemaligen Süd-Nord Freiwilligen) meinen Namen rufen und fand mich plötzlich in vielen Umarmungen wieder. Es waren viele Gesichter und Namen, zu viele um sich alle zu merken. Doch die wichtigsten kann ich nennen: Forentine, unsere Landesmentorin, Godlove, mein Kollege bei der ISTP und ein paar andere Mentoren. Schnell wurde das Gepäck verladen und wir fuhren durch das dunkle Douala.
Viel sahen wir auf unserer Reise nicht und waren auch gar nicht mehr in der Lage, irgendetwas aufzunehmen. Im Hotel angekommen, aßen wir zu Abend und fielen hundemüde in unsere Betten.
Die nächsten Tage waren aufregend, informativ und nervenaufreibend. Nervenaufreibend deshalb, weil an dem Tag nach unserer Ankunft eine riesige Gruppe Menschen ankam, die, wie sich herausstellte einer Pfingstkirche angehörten. Und ich weiß nicht, ob es in allen Pfingstkirchen so zugeht, aber diese hatte es in sich. Von 5 Uhr morgens bis 0 Uhr in der Nacht wurde gesungen, getanzt und geschrien in einer Lautstärke, die sogar einen fast tauben Menschen aus dem Bett gerissen hätten.
Trotz der Laustärke lief der Kurs sehr gut. Viele Informationen wurden noch einmal wiederholt, die wir schon wussten. So z.B., dass Kameruner sich in Gesprächen nicht direkt in die Augen sehen, oder das Wasser nicht aus dem Tab (Leitung) getrunken werden darf, wegen Typhus und anderen Krankheiten.
Am ersten Abend gingen wir mit Godlove noch in eine Bar. Und wie kamen wir dahin? Richtig! Mit dem Taxi. Das Problem in Deutschland? 9 Leute gehen nicht in ein Taxi! Das Problem in Kamerun? Keines! Alle ab in ein Taxi. So saßen wir hinten zu sechst (3 auf den Schößen der anderen) und vorne zu dritt (Godlove, Lukas und der Fahrer). Aufregend und neu, aber überhaupt kein Problem. Nur Berührungsängste müssen zu Hause gelassen werde. So ist es in Kamerun üblich, so viele Menschen wie möglich in ein Taxi zu bekommen, steigt man alleine ein, kann es passieren, dass noch viele Menschen dazu steigen. Dazu muss man wissen, dass die Taxifahrer und auch die Mototaxis (Motorräder) eine bestimmte Strecke und abschnittsweise durch die Stadt fahren. Je nachdem, wo man hin möchte, muss man sich an eine bestimmte Seite der Straße stellen. Wenn ein Taxi vorbeifährt, ruft man in das offene Beifahrerfenster, die Station, zu der man will. Fährt der Fahrer in diese Richtung, hält er an, wenn nicht, fährt er weiter. Auf dem Mototaxi werden immer bis zu zwei Leute mitgenommen, d.h. mit Fahrer sitzt man zu dritt auf dem Motorrad. In Kamerun ist das weder ein Problem noch strafbar.


 Erste Entdeckungstour durch die Straßen von Douala






Douala

Nun bin ich in Bamenda, hier ist es wesentlich ruhiger als Douala, aber immer noch genug los auf den Straßen. Hier gab es auch schon einiges zu erleben, ob nun den großen Mainmarket zu erkunden mit meiner Mentorin Winifred oder das Nachtleben mit neuen Freunden.
 Unser neues Zuhause




Der Ausblick von unserem Apartment


Die Commercial Avenue 


Direkt das zweite Wochenende fuhr ich nach Kumbo mit  Winifred um Luise, die dort ihren Freiwilligendienst erfüllt, zu besuchen. Kumbo ist eine weitläufige Stadt, wenn du in ein anderes Viertel fährst, sind das erst einmal 5-10 Minuten durch die Pampa. An diesem Wochenende besuchten wir den Palace von Kumbo, in dem der König lebt und schauten uns das Krankenhaus vor Ort an. Auch mein erstes Kocherlebnis über offenem Feuer hatte ich. Wir kochten Fufu mit Njamanjama. Fufu ist ein Maisbrei und Njamanjama ist ein grünes Gemüse, das einen beim ersten Blick an Mangold erinnert, jedoch komplett anders schmeckt. Fufu ist leider ziemlich geschmacklos. Aber jeder sagt mir es wird von mal zu mal besser.
 Die Straße vor dem Markt in Kumbo


 Vor dem Palast in Kumbo


 Meine Mentorin Wini zeigt mir, wie man Fufu über dem offenen Feuer kocht


Und dann muss ich selber ran


Nun hat die Schule seit Montag begonnen und wir warten auf die Kinder. Leider haben die Eltern noch immer große Sorge ihre Kinder in die Schule zu schicken. Zur schlimmsten Zeit des Streikes wurden Schulen in Bamenda und anderen Orten des anglophonen Teils angezündet. Oft ist die Angst da, dass diese auf der Straße angepöbelt werden, von Leuten, die weiterhin an dieser Art von Streik festhalten. Das Problem ist nur, dass die Lehrer in dieser Zeit natürlich auch nichts verdienen und den Kindern die Bildung, die sie benötigen um später ein gutes Leben zu führen, verwehrt wird. Man muss sich doch vor Augen führen, dass diese Kinder die Zukunft dieses Landes bilden. Und wenn die Zukunft eines Landes keine Bildung erhält, wie soll sich dieses Land weiterentwickeln? Aber hier in Bamenda machen sich genau darüber viele Menschen Gedanken und die Schulen haben geöffnet, in der Hoffnung, dass die Kinder kommen und der Unterricht starten kann.

 Eine verbrannte Schule in Bamenda bei der CBC




Ein Bericht über die anglophone Krise findet ihr hier:

Das wars jetzt erst mal von mir. Ich melde mich bald wieder!


See you later, alligator!

Kommentare

  1. Sehr gut geschrieben liebste Carls ❤️ Freue mich auf den nächsten Eintrag :)

    AntwortenLöschen
  2. Ach, liebe Carla, ich lese deine Berichte gerne und freue mich, dass du so viele schöne Eindrücke auch mit uns teilen kannst. Wie bereichernd dieser Aufenthalt für dich sein wird! Ich freue mich auch bereits auf den nächsten Eintrag. Lieben Grüße. Susanne

    AntwortenLöschen
  3. Liebe Carla. Das hast Du sehr schön geschrieben. Bin sehr stolz auf Dich. Dein Abenteuer ist sicher sehr spannend. Weiterhin ein Gute Zeit. LG. Deine Schwester 😘😘😘

    AntwortenLöschen
  4. Liebe Carla, wow, sehr gut erzählt, freut mich sehr, endlich etwas mehr über Deinen Aufenthalt zu hören. Bis bald, vielleicht kenne mer a bald skaibä. Scjmatz Mama

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Leipzig

Mein Bamenda Meine Junction Mein Blog